Wandel rhetorischer Strategien in europäischer Konversation
Die Art und Weise, wie in europäischen Kulturen informelle Gespräche im öffentlichen Raum von Repräsentanten gebildeter Schichten geführt wurden, hängt nicht nur in der Renaissance mit rhetorischen Strategien zusammen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein zeugen Briefe, Memoiren und Tagebücher, aber auch literarische Werke von sich wandelnden Vorstellungen der Konversation. Sowohl das Empfehlen als auch das Verbot von Wiederholungen, von Euphemismen oder abrupten Themenwechseln sowie das Zulassen oder die Tabuisierung des assoziativen Geplauders und des Smalltalks bestimmten jahrhundertelang das Antlitz der europäischen Konversation und regulierten als Indexe sozialer Angemessenheit den Prozess der Zivilisation.
Das Projekt setzt sich zum Ziel, diese Kommunikationsstrategien in verschiedenen Subgenres geselliger Gespräche historisch zu erkunden und zu zeigen, wann und wo sie sich als kommunikative Habitate durchgesetzt haben. Außerdem gilt es zu untersuchen, wie diese Strategien auch durch Übersetzungen diskursiver Texte und literarischer Werke internationale Verbreitung fanden.
Adam Bžoch studierte Germanistik in Leipzig, seit 1990 wirkt er als Literaturwissenschafter und Kulturhistoriker an der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Bratislava, gleichzeitig unterrichtet er deutsche und niederländische Literatur an der Universität in Ružomberok (Slowakei) und ist als literarischer Übersetzer aus dem Deutschen und Niederländischen aktiv (etwa 70 Titel). Sein Forschungsinteresse gilt der vergleichenden Sozialgeschichte der Konversation, dem Kulturtransfer künstlerischer Avantgarden, Geschichtsschreibungen der Moderne und der Geschichte der Psychoanalyse in Osteuropa.
(Hg.), „Johan Huizinga and Central/East-Central Europe“, in: World Literature Studies 9, Heft 1, 2017; „The Concept of Conversation in Desiderius Erasmus“, in: Kultúrne dejiny 6, Heft 2, 2015, S. 196–223; Psychoanalyse in der Slowakei. Eine Geschichte von Enthusiasmus und Widerstand, Gießen 2013.
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Die unbändige Geselligkeit, wie wir sie aus der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts kennen, drückt nur eine – wiewohl wichtige – Seite der Konversationskultur im niederländischen Goldenen Zeitalter aus. Adam Bžoch spricht darüber, wie in der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen das Idealbild und der Alltag der Konversation aussahen.
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