Andrea Erwig
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2010 bis 30. Juni 2011

Moderne Poetiken des Wartens



PROJEKTBESCHREIBUNG

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bricht in der europäischen Literatur eine Wartezeit an. Immer wieder aufs Neue werden Wartesituationen dargestellt, die quer stehen zu der dem Fortschrittsparadigma immanenten Vorstellung einer aktiv gestaltbaren Zukunft. An die Stelle von zielgerichteten Zukunfts-Erwartungen mit Aussicht auf Erfüllung tritt ein dauerhaftes Warten – ein Verharren im Übergang. Vor dem Hintergrund der sprach- und erkenntnistheoretischen Reflexionen der Epoche lässt sich das Warten um 1900 als Symptom einer produktiven Krise lesen. Die Figur des Wartens wird auf ihr Potential für alternative Möglichkeiten der Wahrnehmung und Sagbarkeit von Welt hin befragt und als poetologische Reflexionsfigur für die Freisetzung neuer ästhetischer Verfahrensweisen fruchtbar gemacht. Am Beispiel von literarischen Texten, die zwischen 1890 und 1922 entstanden sind, fragt das Projekt nach den diskursiven Zusammenhängen, in denen das Warten in der Moderne thematisch wird und untersucht die raumzeitlichen Modellierungen von literarischen Wartesituationen. Im Mittelpunkt der exemplarischen Lektüren stehen unter anderem dramatische und erzählerische Texte von Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und Franz Kafka.



CV

Andrea Erwig studierte Neuere deutsche Literatur, Philosophie und Politische Wissenschaft in München und Barcelona. Von 2008 bis 2010 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Neu-Edition der Werke Siegfried Kracauers“ an der LMU München. Seit April 2010 ist sie als Doktorandin im Programm „Bayern excellent“ Mitglied der Forschergruppe „Anfänge (in) der Moderne“ sowie des Promotionsstudiengangs Literaturwissenschaft der LMU.

16 Mai 2011
  • Lecture
IFK
Andrea Erwig

Warten, Ausharren, Aufschieben. Literarisches Warten um 1900

Nicht nur die Geschwindigkeit, auch das Warten, die Entschleunigung, gewinnt um 1900 eine neue Bedeutung: Passive und zögerliche Antihelden bevölkern die Literatur. Andrea Erwig geht in ihrem Vortrag den Erscheinungsformen des Wartens nach.

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