Anna Förster
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2025 bis 31. Januar 2026

Theorieübersetzung und editorische Bastelei. Überlegungen zur (Nicht)Übersetzung französischer Theorie in der DDR



PROJEKTBESCHREIBUNG

Ab 1960 findet in Polen, der Tschechoslowakei und der DDR eine intensive Auseinandersetzung mit Autoren wie Bataille, Barthes, Foucault und Derrida statt, die sich v.a. an der Peripherie der institutionalisierten academia und im Bereich des Inoffiziellen (Samisdat, Lesezirkel, illegale Wohnzimmerseminare) konzentriert. Zur Beschreibung dieser Situation sind die Transfer- und Zirkulationsnarrative, auf die sich die Theoriegeschichtsschreibung seit den 1980er-Jahren stützt (z.B. Edward Saids traveling theories), jedoch nur bedingt geeignet. Das Projekt schlägt daher vor, transnationale Theoriegeschichte nicht mehr als Mobilitäts- und Wanderungs-, sondern als Übersetzungsgeschichte zu denken. Zugrunde liegt u.a. die These, dass Theorie auch und vielleicht sogar in erster Linie eine sprachliche Praxis ist, was auch die übergreifende Frage aufwirft, inwieweit einer solchen Perspektive das Potenzial eignet, grundlegende Aspekte der Entstehung, Übertragung und Verbreitung von theoretischem Wissen im Allgemeinen aufzuzeigen.



CV

Anna Förster studierte Übersetzungswissenschaft und Slawistik in Leipzig und promovierte am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU München (2018). Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Literaturwissenschaft der Universität Erfurt tätig. Zu Anna Försters Forschungsinteressen gehören neben den Literaturen und Kulturen Polens, Tschechiens und der Slowakei vor allem die ost- und mitteleuropäische Literaturtheorie und deren Geschichte. Darüber hinaus arbeitet sie zu übersetzungswissenschaftlichen Themen und übersetzt aus dem Tschechischen und Englischen.



Publikationen

»Translation and the Past. Roland Barthes and the ›Recovery‹ of Czechoslovak Structuralism in the 1960s« (in review).

»›A rather secretive affair‹. Walter Benjamin in post-1968 Czechoslovakia«, in: Caroline Adler and Sophia Buck (eds.), Walter Benjamin in the European East. Networks, Conflicts, and Reception, New York and London: Routledge, forthcoming 2025.

»Mehrsprachigkeit und Verlagsarbeit. Bilinguale Literatur, Philosophie und Übersetzung in der Slowakei der 1990er-Jahre«, in: Anja Burghardt and Eva Hausbacher (eds.), Vielsprachigkeit der Sprache. Mehrsprachigkeit in den slavischen Literaturen, Tübingen: Narr/Francke/Attempto 2025, pp. 263–288.

»Translating Readings. On Foreign Literary Theory in 1980s Czechoslovakia«, in: Central European Cultures 1, 1 (2021), pp. 57–74, https://ojs.elte.hu/cec/article/view/846.

»Theorie – Übersetzung – Geschichte (zu: Wolfgang Hottner (Hg.), Theorieübersetzungsgeschichte. Deutsch-französischer und transatlantischer Theorietransfer im 20. Jahrhundert)«, = Blog des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, December 8, 2021, https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2021/12/08/anna-foerster-theorie-uebersetzung-geschichte/#more-2399.

13 Oktober 2025
18:15
  • Lecture
ifk Arkade

Theory in (Non)Translation. On French Theory in the GDR

The history of French Theory is routinely depicted as an exclusively Western European and North American phenomenon. Yet in the state-socialist countries of Central and Eastern Europe, authors such as Lévi-Strauss, Barthes, Foucault, Deleuze, or Derrida were read, discussed, and translated as avidly as in the ›West‹

>