Elisa Primavera-Lévy
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2011 bis 31. Januar 2012

Vom Unwert der Schmerzen. Zum Umgang mit dem Schmerz als Metapher des Realen nach 1945



PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Sprechen über den Schmerz, das noch wenige Jahre zuvor eine herausragende Rolle im kulturkritischen Diskurs einnahm, ändert sich nach 1945 radikal. Heroische Ethiken sowie traumatophile Ästhetiken werden womöglich angesichts der tatsächlichen Überwältigung durch historische Erfahrung zunehmend zurückgewiesen. Während ihres Aufenthalts am IFK will Elisa Primavera-Lévy beschreiben, in welche Richtung sich die immanent-vitalistischen Diskurse vom Lebenswert des Schmerzes entwickeln, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts im deutschen Imaginären, z.B. als Bildungsnarrativ eine so wichtige Rolle einnahmen. Die metaphorologischen Umwälzungen, die diesen Bewertungsprozessen zugrunde liegen, samt ihren Auswirkungen auf Ideologeme der Bildung und Perfektionierbarkeit im Übergang der deutschen Nachkriegszeit bis zur Gegenwart sollen dabei nachvollzogen werden. Ziel ist es, die Bewegungen und Richtungswechsel der Metapher Schmerz als das einbrechende, die Wahrheit anzeigende „Reale“ zum sich verschließenden und irreführenden „Realen“ im Wechselspiel mit medizinischen und psychologischen Diskursen darzustellen.



CV

Elisa Primavera-Lévy studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften sowie Kulturwissenschaft in Berlin und Kopenhagen. 2009 promovierte sie an der University of Chicago in Germanistik über das Zusammenspiel von physiologischen, philosophischen und literarischen Schmerzdiskursen von Nietzsche bis Jünger. Sie lebt als freie Autorin in New York und Berlin und arbeitet zurzeit an einer Einführung in das Werk Ernst Jüngers.



Publikationen

(u. a.): An sich gibt es keinen Schmerz. Heroischer und physiologischer Schmerz bei Nietzsche im Kontext des späten 19. Jahrhunderts, in: Nietzsche-Studien. Internationales Jahrbuch für die Nietzscheforschung 40, Berlin 2011 (im Druck); Facing Pain: Dr. Hans Killian’s photobook Facies Dolorosa (1934), in: Literature and Medicine, Vol. 29, 2, 2011 (im Druck); Choosing the Slim Body: Bridget Jones’s Diary and the Rhetoric of Neo-Liberal Ideology, in: Sabine Sielke und Elisabeth Schäfer-Wünsche (Hg.), The Body as Interface: Dialogues between the Disciplines, Heidelberg 2007, S. 95–105.

07 November 2011
  • Lecture
Elisa Primavera-Lévy

Der tetanische und der pathische Typ. Figurationen des Körperschmerzes in der deutschen Kultur

Elisa Primavera-Lévy, Literaturwissenschafterin und freie Autorin seziert Diskurse und Wendungen im Umgang mit dem Schmerz als Metapher des Realen.

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