Gertrud Koch
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2006 bis 30. Juni 2006

Bewegungssehen: Bewegung im Blick



PROJEKTBESCHREIBUNG

Der Übergang vom Standbild zum Bewegungsbild des Films bringt sowohl technisch induzierte wie psychologisch und ästhetisch signifikante Änderungen des Sehvorgangs mit sich. Das Projekt bezieht sich auf jene Filme, die sich durch die experimentelle Sprengung des Bewegungsflusses exponieren. Dazu gehören die Rauminstallationen der neuen Videokunst mit ihren Loops und Mehrfachprojektionen ebenso wie die Filme des österreichischen Experimentalfilmers Martin Arnold. Er hat an ausgesuchten Einstellungen bekannter Filme Eingriffe vorgenommen, die sich auf die Bewegung beziehen.
Da der Blick lange Zeit in Kategorien von Subjekt/Objekt-Beziehungen gedacht worden ist, scheint es sinnvoll, den beweglichen Blick beweglicher Körper in Bezug zu setzen zu den Bewegungsbildern des Films und seinen Raumkonzepten.
Es geht darum, inwieweit im montierten Film das nicht-gesehene Bild, aus dessen Reihung das Bewegungsbild hervorgeht, wieder in den Blick geholt werden kann. Das Sehen von Bewegung scheint also auf einer komplexen Modulation von Sehen und Nicht-Sehen zu basieren. Diese Paradoxie aufzulösen, hat die Philosophiegeschichte seit Zenon sich bemüht



CV

Professorin für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin



Publikationen

U. a.: gem. mit Hauke Brunkhorst, Herbert Marcuse zur Einführung, Hamburg 1987; "Was ich erbeute, sind Bilder". Zur filmischen Repräsentation der Geschlechterdifferenz, Frankfurt/Main 1988; Die Einstellung ist die Einstellung. Zur visuellen Konstruktion des Judentums, Frankfurt/Main 1992; Siegfried Kracauer zur Einführung, Hamburg 1996; (Hg.), Auge und Affekt. Wahrnehmung und Interaktion, Frankfurt/Main 1995; (Hg.), Bruchlinien. Tendenzen der Holocaustforschung, Köln 1999; gem. mit Syvia Sasse und Ludger Schwarte (Hg.), Kunst als Strafe. Zur Ästhetik der Disziplinierung, München 2003.