Passagen – Passages
In Passagen – Passages sollen, wie bereits in früheren Arbeiten geschehen, Fragen nach der Historizität von Orten, Erinnerung und Sprache sowie den ihnen innewohnenden Momenten der (Re-)Konstruktion und Projektion verfolgt werden. Der künstlerische Rechercheprozess, der um die Rezeptionsgeschichte einzelner Biographien kreist, soll später in multimediale Installationen und Audioarbeiten übersetzt werden.
Ausgangspunkt für Passagen – Passages ist Marseille, die älteste und zweitgrößte Stadt Frankreichs und seit Jahrhunderten ein Knotenpunkt für Migration, Flucht und Exil. 90 Prozent der heutigen Bevölkerung der Stadt haben Vorfahren, die aus dem Ausland stammen. Im Laufe ihrer Geschichte hat die Stadt Wellen von Migranten aufgenommen, von denen, die vor Kriegen und Verfolgung flohen, bis hin zu denen, die ein besseres Leben suchten. Während des Zweiten Weltkriegs war Marseille einer der wichtigsten Flucht- und Transitpunkte für Exilsuchende aus ganz Europa. Tausende von Flüchtlingen aus den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten versuchten von hier aus, Europa zu verlassen. Migrations- und Exilerzählungen bestimmen auch die Gegenwart der Stadt.
Ein Ziel des künstlerischen Forschungsprojekts ist es, sich einfachen Erzählungen zu widersetzen und stattdessen den vielschichtigen Überschneidungen von Migration, Exil, Landkarte und Stadtlandschaft nachspüren. Passagen – Passages, eine Intervention in die Gegenwart – eine Erkundung dessen, was bleibt, was sich verschiebt, was in einer Stadt entsteht, die ständig von der Passage bestimmt wird.
Michaela Melián, bildende Künstlerin und Musikerin, ist bekannt für ihre multimedialen Installationen, Hörspiele und Soundarbeiten. Sie ist Mitglied der Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle) und hat das Künstlermagazin Mode & Verzweiflung mit herausgegeben. Von 2010 bis 2023 unterrichtete sie als Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK). Melián lebt bei München und in Marseille.
Ihre Arbeiten waren unter anderem ausgestellt im Lenbachhaus München, in der Fundació Juan Miró Barcelona, Kunsthal Rotterdam, Staatsgalerie Stuttgart, Kunsthalle Mannheim, Cubitt London, Galerie im Taxispalais Innsbruck, im Lentos Museum Linz, MAK Wien, Ludlow New York und in den Deichtorhallen Hamburg. 2010 hat sie im Auftrag der Stadt München Memory Loops, ein akustisches Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus, realisiert. 2017 gestaltete sie in Wien an der U-Bahn-Station Schottenring den Ausgang Herminengasse. Für ihre Arbeiten wurde Michaela Melián mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. So erhielt sie beispielsweise 2005 den Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis für Audiokunst für Föhrenwald, 2010 den Kunstpreis der Stadt München, 2018 Edwin Scharff Kunstpreis der Stadt Hamburg und den Preis für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Bremen. 2014 war Melián mit ihrer Filmmusik für Frauke Finsterwalders Spielfilm Finsterworld beim Deutschen Filmpreis für die Kategorie »beste Filmmusik« nominiert.
»Red Threads«, KINDL – Zentrum für Zeitgenössische Kunst, Berlin (Hg.), Texte von Nadja Abt, Kathrin Becker, Hanne Loreck, Magdalena Mai, Katja Kynast, Ingrid Wagner, Joanna Warsza, Leipzig: Spector Books 2023
»Lerchenfeld 59, Counter Monuments and Para-Monuments«, Reader zum gleichnamigen Symposium an der HfbK Hamburg, Hamburg 2021.
»Dishammonia«, Text Niklaas Maak, Leipzig: Spector Books 2019.
»Electric Ladyland«, mit einliegender LP und CD, Lenbachhaus München und Buchhandlung Walther König (Hg.), Texte von Eva Huttenlauch, Jan Kedves, Matthias Mühling, Laurence A. Rickels, München 2016.
»Memory Loops – 300 Tonspuren zu Orten des NS-Terrors in München«, Akustisches Denkmal im Auftrag der Stadt München, www.memoryloops.net, München 2010.
»Sammlung Siegfried Fuchs«, in: RECOLLECTING. Raub und Restitution, MAK Wien 2008.
Die künstlerischen Forschungsprojekte von Michaela Melián stellen Fragen nach der Historizität von Orten, Erinnerung und Sprache sowie den ihnen innewohnenden Momenten der (Re-)Konstruktion und Projektion verfolgt werden.