Pferdeherren der Eurasischen Steppe. Ein historiografischer Vergleich, 300–900
Zwischen dem vierten und neunten Jahrhundert erreichten verschiedene Völker aus der eurasischen Steppe, unter anderem die Hunnen, die Awaren, die Xianbei und die Türken, die westlichen und östlichen Ränder des Steppengebietes. Die Steppenvölker hinterließen außer Inschriften und Reliefs fast keine schriftlichen Zeugnisse, fanden aber durch verschiedene Begegnungen Eingang in die Werke zeitgenössischer Autoren aus dem lateinischen, griechischen und chinesischen Kulturraum. Dieses Forschungsprojekt analysiert und vergleicht den literarischen Diskurs über Steppenvölker in den historiografischen Quellen des vierten bis neunten Jahrhunderts, wobei ausgewählte Themen (z. B. Herkunftsgeschichten, soziale Hierarchien, Heiratssitten, Geschlechterrollen, Bestattungssitten) im Fokus stehen. Durch die Verknüpfung dieser lateinischen, griechischen und chinesischen Originaltexte wird eine neue, globale Perspektive auf den kulturellen Habitus der eurasischen Steppenvölker eröffnet.
Sandra Wabnitz ist Doktorandin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Exzellenzclusters EurAsian Transformations. Von 2020 bis 2024 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin (prae-doc) im ERC Synergy Grant HistoGenes an der Universität Wien. Im Rahmen des Visiting Student Research Collaborator-Programms war sie Gastforscherin am East Asian Department der Princeton University (Sept.–Nov. 2023). Vor ihrem Doktoratsstudium studierte sie Sinologie und Geschichte (BA) sowie Geschichtsforschung, Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaften (MA) an der Universität Wien. Ihre Forschungsinteressen umfassen frühmittelalterliche Historiografie, eurasische Steppenvölker, Kulturgeschichte, Gender Studies, Sozialgeschichte und Global Middle Ages.
mit Salvatore Liccardo, »Family Matters. The Levirate Marriage as a Nomadic Custom in Medieval Eurasia«, in: Medieval Worlds 20, 2024, S. 191–227.
»Soziale Hierarchie bei den zentralasiatischen Tuoba (4. bis 6. Jahrhundert) – Ein Modell für andere Steppenvölker?«, in: Harald Meller und Falko Daim (Hg.), Grenzüberschreitungen – Reiternomaden in Mitteleuropa, ihre östlichen Wurzeln und Verbindungen, 14. Mitteldeutscher Archäologentag vom 7. bis 9. Oktober 2021, Halle (Saale) 2022, S. 93–100.