Stephanie Warnke
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2004 bis 30. Juni 2005

Architektur und Öffentlichkeit im Kalten Krieg



PROJEKTBESCHREIBUNG

Diese Arbeit fragt danach, worüber wir eigentlich sprechen, wenn wir über Architektur sprechen – und historisiert diese Frage für die Konstellation des Kalten Krieges in Berlin. Die großen Wiederaufbauprojekte im Ost- und Westteil der Doppelstadt boten in den 1950er und 1960er Jahren eine breite Projektionsfläche für propagandistische Zuschreibungen und Polemiken im "Wettbewerb der Systeme". Architektur war ein bevorzugtes Thema der (lokalen) Medienöffentlichkeit und führte innerhalb der Bevölkerung zu heftigen Debatten.

In diesen Debatten und medialen Vermittlungen ging es aber keineswegs nur um Sozialismus oder Kapitalismus, "Sowjetisierung" oder "Amerikanisierung". Vielmehr wurde eine Vielzahl von – auch gemeinsamen – Themen behandelt, die bei einer neuen Lektüre dieser Diskussionen Aufschluß über manchmal system- und sektorenübergreifende Mentalitäten geben. Es kommen Erinnerungslandschaften, identitätsstiftende Symbole, Erwartungen und Zukunftsträume zum Vorschein. Die Berliner Nachkriegsgeschichte kann so aus einer nur polarisierenden Lektüre befreit werden, und es wird ein genaueres Bild davon gezeichnet, wie Architektur als Teil einer urbanen Öffentlichkeit in zwei verschiedenen gesellschaftlichen Systemen funktionierte.

Grundannahme dieser Arbeit ist, daß die Wahrnehmung des städtischen Raumes und seiner architektonischen Elemente in der modernen Metropole maßgeblich durch die Medien geprägt ist. Die hochspezialisierten Debatten der ArchitektInnen und StadtplanerInnen erreichen nur stark gefiltert eine breitere Öffentlichkeit, die ihrerseits permanent auf (Massen-)Medien angewiesen ist, um sich im städtischen Raum zu orientieren. Das Thema Architektur und Städtebau wird daher anhand massenhaft verbreiteter Darstellungen und Kommentare im städtischen Kommunikationsraum verortet und gibt im Sinne einer vergleichenden Mentalitätsgeschichte Aufschluß darüber, welche gesellschaftliche, praktische und symbolische Bedeutung die neu gebaute Stadt auf beiden Seiten der Zonengrenze bekam.



CV

M.A., studierte Geschichte, Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Leipzig, der Universität Paris VIII und der Freien Universität Berlin



Publikationen

The European Metropolis 1920–2000. Exploratory Workshop der European Science Foundation (Tagungsbericht), http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=188; Urbanität und Identität zeitgenössischer europäischer Städte. Fachtagung der Wüstenrot-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich (Tagungsbericht), http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=385