Eine Wissensgeschichte von Rumor Control in den USA
Das Projekt untersucht die Geschichte von Rumor Control in den USA zwischen den Jahren 1941 und 1974 anhand von zwei asynchron angeordneten Beispielen, welche die einzigen großangelegten Vorhaben dieser Art im 20. Jahrhundert darstellen: Erstens das Rumor Project des Office of War Information und die nichtstaatlichen Rumor Clinics, die im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen (ab 1941); zweitens die Rumor Control Centers (ab 1967), die als Reaktion auf die Race Riots in fast einhundert Städten des Landes etabliert wurden. Dabei werden Gerüchte nicht etwa als ein negatives Imaginäres, sondern als eine Schnittstelle verstanden, die zugleich Mikrokontrolle und Makrosteuerung von Gesellschaft erlaubte. Mit einer »dichten Beschreibung« unterschiedlich situierter Fallbeispiele soll so ein spezifisches Sicherheitsdenken, welches sich zu Beginn der 1940er- Jahre zu formieren begann, genauer bis in die 1970er-Jahre konturiert werden.
Thilo Neidhöfer hat Geschichte und Politikwissenschaft in Oldenburg und Long Beach studiert und in Linz mit einer Arbeit zu Margaret Mead, Gregory Bateson und der Cultural Anthropology promoviert, die 2021 bei transcript erschienen ist. Er hatte Fellowships am GHI Washington, ifk Wien, MPIWG Berlin und am Department of the History of Science, Harvard University. Thilo Neidhöfer interessiert sich insbesondere für die Beziehungen von Wissenschaft und Politik sowie allgemeiner für Forschungsgegenstände, mit denen sich nach der Gültigkeit und Geltungskraft von Wissen fragen lässt.
Arbeit an der Kultur. Margaret Mead, Gregory Bateson und die amerikanische Anthropologie, 1930–1950, Bielefeld 2021; »Vom Nutzen und Nachteil der Ehe für das Anthropologinnenleben. Ehe und Feldforschung bei Margaret Mead«, in: Christine Fornoff-Petrowski und Melanie Unseld (Hg.), Paare in Kunst und Wissenschaft, Wien/Köln/Weimar 2021; gem. mit Barbara Louis, »Private Lives of Scholars«, in: James D. Wright (editor-in-chief), International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, 2nd edition, Vol 1., Oxford 2015.
Nach dem Angriff japanischer Marineluftstreitkräfte auf die Pazifikflotte der USA in Pearl Harbor während des Zweiten Weltkriegs sowie im Zuge der Race Riots ab den späten 1960er-Jahren gab es jeweils breit angelegte Versuche von Rumor Control in den USA.