Tobias Nanz
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2004 bis 30. Juni 2005

Eine Genealogie der Schnittstelle



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die Mensch-Maschinen-Schnittstelle, so wie sie jedem Computernutzer bekannt ist, läßt sich als eine Funktion aus Experimentalwissenschaften, Psychotechnik und Technikgeschichte beschreiben – die psycho-physischen Erforschungen des Menschen und die eignungsdiagnostischen Prüfungen bzw. Trainingssituationen wirken sich bis heute auf die Mensch-Maschine-Kommunikation aus. Prozesse der Datenverarbeitung oszillieren dabei an der Grenze von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, die mit Hilfe verschiedener Transformationsschritte aus digitalen Daten sogenannte benutzerfreundliche Zeichen herstellt (und umgekehrt) und somit die Kommunikation zwischen den jeweiligen Parteien steuert. Jenes medientechnische Apriori soll in diesem Forschungsprojekt diskutiert und gerade vor dem Auftauchen des Computers untersucht werden. Eine Geschichte der Schnittstelle wird damit nicht auf eine bloße Technikgeschichte reduziert, sondern es werden Verbindungen zu unterschiedlichen Wissensfeldern geknüpft, die sich in der Analyse eines Gefüges aus Wissenschaftsgeschichte, historischer Anthropologie und Zeremonialwissenschaften beschreiben lassen.

Als Untersuchungsfelder bieten sich alle durch Medien gesteuerten Techniken des Ordnens, Repräsentierens und Operierens an – Leon Battista Albertis Ausführungen zum Schnitt durch die Sehpyramide sind somit ebenso Gegenstand einer Genealogie der Schnittstelle wie Regelungs- und Repräsentationstechniken in der Diplomatie, welche die Begegnung und Kommunikation der Herrscher gleichen Rechts ermöglichen. Damit wird jener medien- und kulturwissenschaftliche Ansatz mit einer Theorie des Politischen durchkreuzt, die in den Lebenswissenschaften des 19. Jahrhunderts und der Gouvernementalité weiterverfolgt werden soll.



CV

Mag. phil., Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Gerd-Bucerius-Professur für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken an der Bauhaus-Universität Weimar studierte Medienkultur, Philosophie und Wissenschafts-/Technikgeschichte an den Universitäten Weimar, Jena und Berlin



Publikationen

Blindflug. Zur Psychotechnik des Piloten und seiner Instrumente, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 13 (2003) 3, S. 29–49; Zur Sichtbarkeit der Dinge, in: sinn-haft nr. 17 (2004), S. 89–92; Das Fliegen schreiben, in: Cornelius Borck und Armin Schäfer (Hg.), Psychographien, Berlin (im Erscheinen)