04 Juni 2018
  • Lecture
IFK

DIE UMWELT DES ASTRONOMEN: PHILOSOPHIEREN IM WELTRAUM (VON UEXKÜLL, LÉVINAS, LACAN)

18:15

Ist der Weltraum eine Umwelt? Auf der letzten Seite von „Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen“ (1934) stellt der Biologe Jakob von Uexküll diese Frage und reflektiert darüber, was es bedeutet, wenn die Umwelt des Menschen sich aus dem Lokalen ins Globale bzw. Kosmische ausdehnt. Jörg Kreienbrock folgt von Uexkülls Reflexionen über die Erweiterung der menschlichen Lebenswelt und verbindet sie mit philosophischen Reflexionen über die Stellung des Menschen im Kosmos.

 

Als Reaktion auf die erste bemannte Raummission durch Juri Gagarin am 12. April 1961 veröffentlicht der französische Philosoph Emmanuel Lévinas einen kurzen, „Heidegger, Gagarin und wir“ betitelten Text. Gagarin, so Lévinas, habe „eine Stunde lang […] außerhalb jedes Horizonts existiert“. Sich polemisch gegen Heideggers bodenständige Philosophie des Ortes richtend, imaginiert Lévinas eine Existenz „im Absoluten des homogenen Raums“. Die Frage nach der Stellung des Menschen im Kosmos, wie sie in der philosophischen Anthropologie sowie der Umwelttheorie der 1920er- und 1930er-Jahre wiederholt gestellt wurde, spitzt sich in den 1960er-Jahren durch die neue Technik der Raumfahrt zu. Was bedeutet es für den Menschen, die terrestrische Lebenswelt zu verlassen und eine radikal andere Form des Raums zu erfahren? Mögliche Antworten, die in diesem Vortrag diskutiert werden sollen, finden sich unter anderem bei solch unterschiedlichen DenkerInnen wie Hannah Arendt, Maurice Blanchot und Jacques Lacan.

 

Jörg Kreienbrock promovierte 2005 mit einer Arbeit über Robert Walser am German Department der New York University. Er ist Associate Professor am Department of German and Critical Thought an der Northwestern University, Evanston (USA), und derzeit IFK_Senior Fellow.

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