22 Mai 2023
  • Lecture
IFK & IFK@Zoom

Wenn Forscher*innen zensieren. Zensur im Ersten Weltkrieg als »Kontaktzone« und »Übersetzungsraum«

18:15

Bis zu 33 Zensurgruppen arbeiteten während des Ersten Weltkriegs im Haus mit der Adresse Tuchlauben 8 an der Überprüfung der Kriegsgefangenenpost. Ihr Personal rekrutierte die Zensurstelle dabei unter Wissenschaftler*innen und Akteur*innen der Wiener Moderne, welchen man die besondere Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, zuschrieb.

Im Ersten Weltkrieg waren Brief- und Paketsendungen, Telegramme und Telefonate in Österreich-Ungarn der Überwachung des Staates ausgesetzt. Aus logistischen Gründen konzentrierte sich die Zensur vor allem auf die Kriegsgefangenenkorrespondenz.
Aus ihrem Inhalt zog das Armeeoberkommando weit mehr als nur die »Verfehlungen« Einzelner. Die Zensurgruppen, in welchen Intellektuelle wie der Biologe Paul Kammerer, der Romanist Leo Spitzer, der Archäologe Ludwig Pollak oder der Philosoph Heinrich Gomperz dienten, lieferten Metadaten und Berichte, analysierten die Lage der Zivilbevölkerung und überbrachten erfolgreich Informationen von nachrichtendienstlicher Relevanz. Unter Duldung der Heeresleitung speiste das Datenmaterial darüber hinaus auch ihre persönlichen Forschungsprojekte. Der Vortrag will die Wiener Zensurstelle als Knotenpunkt und Kontaktzone von Zensor*innen und Zensierten, Wissenschaftler*innen verschiedenster Disziplinen sowie Armee und Zivilgesellschaft vorstellen.

 

Evelyn Knappitsch studierte Geschichte in Graz und Wien und promovierte 2020 in Graz. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich Medien- und Kulturgeschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zentral in ihren Zugängen ist die Auslotung von Spielarten des historiografischen Erzählens. Derzeit ist sie Independent Researcher, als Lektorin am Institut für Geschichte an der Universität Graz tätig und IFK_Research Fellow.

 

DER VORTRAG FINDET HYBRID STATT.

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