12 Januar 2015
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IFK

FREUDS KOKAINSTUDIEN UND DIE STANDARDS PSYCHOPHARMAKOLOGISCHER FORSCHUNG (1878–1888)

Die klinische Erprobung des Alkaloids Kokain war in den 1880er-Jahren ein wichtiger Forschungsbereich. Das Kokain wurde als neues Medikament nicht nur zur Lokalanästhesie verwendet, sondern auch in der Behandlung von Neurosen und Psychosen getestet. Sigmund Freud war hier Vorreiter und hat in der europäischen Kokainforschung eine zentrale Rolle gespielt. Anna Lindemann evaluiert in ihrem Vortrag die vielen Zuschreibungen dieses Alkaloids als Betäubungsmittel, Neuroleptikum, aber auch als Drogensubstitut bei der in Europa grassierenden Morphiumsucht.


Durch seine Kokainversuche und Publikationen (1884–1887) regte Freud zahlreiche Kokainanwendungen in Europa an, unter anderem auch den Einsatz von Kokain in der Suchtbehandlung. Die Morphiumsucht war infolge der breiten Anwendung des Morphiums als Schmerzmittel ab den 1870er-Jahren zu einem ernst zu nehmenden Problem geworden. Kokain als Morphinsubstitut einzusetzen versprach Abhilfe, führte aber zu der Entstehung einer neuen Krankheit in Europa: der Kokainsucht. So wundert es nicht, dass Freud für seine Empfehlung und Anwendung von Kokain bis heute kritisiert wird. Am Beispiel der klinischen Erprobung des Kokains in den Entziehungskuren der Morphinisten werden die zeitgenössischen Standards der Arzneimittelprüfung aufgezeigt und Freuds medizinische Kokainanwendungen (re-)evaluiert.

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