29 November 2010
  • Lecture
IFK

Krieg spielen in Japan und anderswo: Zur Militarisierung der Kindheit im 20. Jahrhundert

Wie hat sich aus transnationaler und -kultureller Perspektive im Lauf des 20. Jahrhunderts die Beziehung zwischen gesellschaftlicher Militarisierung und den Vorstellungen von Kindheit verändert? Sabine Frühstück untersucht diese Frage anhand von Beispielen sich radikal wandelnder japanischer, deutscher und amerikanischer Kriegsspiele im Gelände, in Wohnzimmern und im Cyberspace.

 

Philippe Ariès erklärte in „L‘Enfant et la vie familiale sous l‘ancien régime“ das 18. Jahrhundert zum Jahrhundert der Entdeckung der Kindheit in Europa. Spiele seien damals als beste physische Ertüchtigung und Ausdrucksort von Patriotismus begriffen worden. Französische Regierungsmitglieder hätten die Bedeutung des militärischen Drills hervorgehoben und behauptet, Kinder seien schon Soldaten, bevor sie geboren seien. Etwa zur gleichen Zeit beobachtete der japanische Begründer der Ethnologie, Yanagita Kunio, in „Meiji Taishôshi sesôhen“, dass sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eigentlich nur Kinder für den Krieg begeisterten. Beide behaupten einen spezifischen Zusammenhang zwischen Infantilität und Kriegsbegeisterung. Im Rahmen ihres gegenwärtigen Projekts zu “Playing War: The Militarization of Childhood in the Twentieth Century“ macht sich die Japanologin, Philosophin und Soziologin Sabine Frühstück auf die Suche nach patriotischen Zuschreibungen der Kindheitsgeschichte.

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