Kultort Oper: Ergötzt sich die bürgerliche Gesellschaft dort Abend für Abend an einem patriarchalen Schauspiel, das von weiblichem Blut trieft? Gilda, Violetta, Carmen, Manon Lescaut, Mimì? Feiern wir die Niederlage der Weiblichkeit?
Tatsächlich steht die Frage nach dem Opfer im Zentrum der Oper des 19. Jahrhunderts. Entscheidend ist die Opferkonkurrenz: Auf der einen Seite haben wir die heidnisch-antiken Tier- und Menschenopfer, die im Karnevalsopfer des Mardi Gras, im Stierkampf weiterleben. Die romantische Oper Verdis setzt dagegen ein neues Liebesopfer. In seiner Traviata wird eine Kurtisane eine Heilige. In ihrer selbstlosen Liebe ist Violetta von unerreichtem Edelmut. Die Gesellschaft, vertreten durch den Vater, ist unfähig, die unvergleichliche Liebe der Traviata zu erkennen. Stellt diese Oper die Kurtisane an den Pranger, oder prangert sie Doppelmoral und Tugendgerechtigkeit der Gesellschaft an? Das Liebesopfer der Traviata verabschiedet die Logik des verheerenden, heidnischen Opfers; dagegen stellt sie, christologisch, das heilbringende Liebesopfer. Verdi führt die Oper aus ihren Ursprüngen im Karneval in die romantische Liebesreligion der Kirche.
Barbara Vinken, Dr. phil. habil. (Konstanz/Jena), Ph. D. (Yale), ist seit 2004 Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, zuvor hatte sie romanistische Lehrstühle in Hamburg und Zürich inne. Sie war Gastprofessorin u. a. an der HU und der FU Berlin, der EHESS Paris, der NYU, New York, der Johns Hopkins University und der University of Chicago. Derzeit ist sie IFK_Gast des Direktors.
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