20 Dezember 2021
  • Lecture
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Von der Freundschaft zwischen Maus und Krähe oder die Erfindung der indischen Mittelschichtsmoral

18:15
»The Gazelle Becomes Friends with the Crow, the Mouse, and the Tortoise«, Folio from a Kalila wa Dimna; Date: second quarter 16th century; Medium: Ink and opaque watercolor on paper, Ersteller: The Metropolitan Museum of Art | Credit: The Metropolitan Mus

 

Für die Maus ist die Freundschaft mit der Krähe eine sehr riskante Angelegenheit, die nur mit Klugheit gelingen kann. So suggeriert es die Fabel aus dem altindischen »Pañcatantra«. Doch geht es hier nicht (nur) um Tierbeziehungen, sondern auch um die Geschichte der bürgerlichen Erziehung sowie der nationalen Selbstbestimmung in Indien.

 

Die Wiederentdeckung des Arthaśāstra im Jahre 1909 bedeutete eine kleine Sensation. Für indische Intellektuelle war der antike Text – den Max Weber als machiavellistischer als Machiavelli selbst bezeichnet hatte – der deutlichste Beweis dafür, dass in Indien neben der idealistischen Metaphysik des Hinduismus auch eine säkulare politische Philosophie entwickelt wurde und somit die Fähigkeit zur nationalen Selbstverwaltung außer Zweifel stand. Die erneute Auffindung des Arthaśāstra führte auch zu einer Neubewertung weiterer Nīti-Texte, wie des Pañcatantra, das ebenfalls die Kunst des Regierens zum Inhalt hatte. Die in dieser Fabelsammlung verhandelte Freundschaft zwischen Maus und Krähe veranschaulichte nun nicht mehr das Prinzip einer für beide Seiten vorteilhaften politischen Allianz, sondern wurde zum moralischen Ideal einer neuen Mittelschicht und ihrer Betonung von Nützlichkeit, Anstand und Umsicht.

 

Philipp Sperner studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Languages and Cultures of South Asia in Innsbruck und London. Er ist Doktorand an der LMU München und arbeitet an einem Dissertationsprojekt zu Narrativen der Freundschaft und dem politischen Imaginären der postkolonialen Demokratie in Indien. Derzeit ist er IFK_Junior Fellow.

 

 

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