»Never A-part«. Narrative der Freundschaft und das politische Imaginäre der postkolonialen Demokratie
Wenn Demokratie nicht nur Regierungsform, sondern auch »gemeinsame Lebensweise« ist, wie B. R. Ambedkar formulierte, stellt sich unweigerlich die Frage nach ihrer kulturellen Darstellung. Dass in Indien, wie auch in Europa, ausgerechnet die Freundschaft als Signum einzigartiger Vertrautheit so stark wie kaum ein anderes Bild in den Dienst der demokratischen Erzählung universaler Gleichheit gestellt wurde, mag dabei durchaus verwundern. Was bedeutet es also für die Demokratie, dass gerade dieses Narrativ zu ihrer hegemonialen Erzählweise avancierte? Bei der Beschäftigung mit der dieser Frage zugrunde liegenden »Politik der Freundschaft« im Indien des 20. Jahrhunderts geht es in dem Dissertationsprojekt neben einer kulturspezifischen Ideengeschichte anhand literarischer Texte auch um die Möglichkeit einer neuen Erzählung des Demokratischen, die die eurozentrische Beschränkung des Diskurses zugunsten seiner globalen Dimension aufzubrechen vermag.
Philipp Sperner ist Doktorand im DFG-Graduiertenkolleg »Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung« der LMU München und arbeitet an einem Dissertationsprojekt zu Narrativen der Freundschaft und dem politischen Imaginären der postkolonialen Demokratie. Zuvor studierte er Vergleichende Literaturwissenschaften in Innsbruck sowie Languages and Cultures of South Asia an der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London. Dazwischen verbrachte er mehrere Forschungsaufenthalte in Indien. Seine Interessen liegen im Bereich der Ideengeschichte / Global Intellectual History (insbesondere in Südasien und Europa), der Postkolonialen und Politischen Theorie, der Dekonstruktion sowie der Hindi-Literatur des 20. Jahrhunderts.
»A Perpetuity of Lesser Emptiness: The Social Space of the Post-Colonial Small Town and VinodKumar Shukla’s Naukar kī kamīz«, in: Cambridge Journal of Postcolonial Literary Inquiry, 8:3, 2021, S. 380 - 395; »HarmfulSpeech and the Politics of Hurt Sentiments: Censorship as a Biopolitical Project in India«, in: Economic and PoliticalWeekly (EPW), 51:44–45, 2016, S. 109–116; »Literarische Solidarität im globalen Kontext«, in: Martin Mader (Hg.),Arbeiter(kultur) in Literatur, bildender Kunst und Film, Innsbruck 2014, S. 119–149.
Für die Maus ist die Freundschaft mit der Krähe eine sehr riskante Angelegenheit, die nur mit Klugheit gelingen kann. So suggeriert es die Fabel aus dem altindischen »Pañcatantra«. Doch geht es hier nicht (nur) um Tierbeziehungen, sondern auch um die Geschichte der bürgerlichen Erziehung sowie der nationalen Selbstbestimmung in Indien.