Vortragsmitschnitte

Heinz Bude: Zeitgenossenschaft. Für welche Zeit und mit welchen Genoss*innen?





Es geht um den Begriff und die Erfahrung von Zeitgenossenschaft. Die Zeit, die einfach so vergeht und möglicherweise plötzlich kommt, braucht offenbar eine Genossenschaft, die ihr dazu verhilft, sie selbst als historische Zeit zu sein. Das geschieht heute unter der Bedingung einer kommunikationstechnisch hergestellten Gleichzeitigkeit, die Menschen rund um den Globus miteinander teilen können.


Im Prinzip sind alle zu jeder Zeit im World Wide Web anwesend. Das hat den großen Vorteil, dass wir uns nicht mehr auf eine lange Reise in entfernte Länder machen müssen, um einander kennenzulernen, aber auch den Nachteil, dass jedes gelebte Leben die gleiche Gültigkeit hat und damit die Frage nach dem Verhältnis der Eigenzeiten in der Gleichzeitigkeit aufwirft. Zeitgenossenschaft verspricht doch, dass wir einander helfen können, unsere Zeit zu verstehen, damit wir uns irgendwann, wenn wir zu bestimmten Anlässen auf unser eigenes Leben zurückschauen, sagen können, welche Zeit uns geprägt hat und welche Zeit wir noch prägen können. In Begriff und Erfahrung der Zeitgenossenschaft wollen wir anscheinend unsere Zeit mit der Zeit der anderen so verbinden, dass aus der Zeit unseres eigenen Lebens eine mit der Zeit von anderen erfüllte Lebenszeit wird.   Heinz Budes Forschung hat zwei Schwerpunkte: zum einen die Soziologie der Generationen und zum anderen die Protegierung des Begriffs der sozialen Exklusion, der auf querlaufende Verwerfungen in der Sozialstruktur von Gegenwartsgesellschaften aufmerksam macht.