Träumende Schwestern. Eine Randgeschichte der Psychoanalyse





MAGALY TORNAY Psychoanalyse fand in der Nachkriegszeit nicht nur auf der klassischen Couch statt, sondern auch in psychiatrischen Kliniken. Neben Patientinnen und Patienten wurden mancherorts auch Pflegende der talking cure unterzogen.


Am Beispiel der Klinik von Münsterlingen am Bodensee untersucht dieses Buch Rollenverwischungen, die damit verbunden waren: Pflegerinnen wurden zu Patientinnen, ihr Vorgesetzter zum Analytiker und Arbeit und Therapie überlagerten sich. Soziale Schwierigkeiten und die Belastungen des Kliniklebens wurden in individuelle Störungen verwandelt und in eine psychoanalytische Sprache übersetzt. Herzstück der Analyse bildeten die Träume dieser sogenannten Schwestern, die gesammelt und gedeutet wurden. In ihnen wird nicht so sehr Persönliches als vielmehr die klinische Ordnung sichtbar, welche die träumenden Schwestern immer wieder unterwanderten.   BIOGRAPHISCHES: Magaly Tornay studierte Geschichte, spanische und deutsche Literatur an der Universität Zürich und wurde 2014 promoviert. Ihre Dissertation beschäftigte sich mit der Geschichte der halluzinogenen Drogen und psychoaktiven Medikamente in der Nachkriegszeit. Danach war sie Postdoc an der ETH Zürich am Lehrstuhl für Technikgeschichte, wo sie zu Konfigurationen der jüngsten Vergangenheit seit den 1980er-Jahren forschte. Gegenwärtig ist sie Mitglied einer Forschergruppe, welche die Geschichte der Medikamentenversuche an der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen aufarbeitet. Sie lehrt und forscht an den Universitäten Zürich und Bern und ist zudem assoziiertes Mitglied des Zentrums Geschichte des Wissens.Ihre Dissertation wurde unter dem Titel Zugriffe auf das Ich. Psychoaktive Stoffe und Personenkonzepte in der Schweiz, 1945 bis 1980 in Tübingen 2016 publiziert.
Verlag: Turia + Kant