Fellows


Florian Baranyi
ÖAW ifk Junior Fellow


Duration of fellowship
01. October 2012 bis 30. June 2013

Königsmord in der europäischen Literatur der Frühen Neuzeit



PROJECT DESCRIPTION

Das Projekt begreift die literarische Darstellung von Regizid als einen Schnittpunkt der zentralen Fragen des juridischen, politischen und religiösen Diskurses der Frühen Neuzeit. In dieser Epoche wird Regentschaft als Zeichen göttlicher Gnade betrachtet. Die Souveränität des Herrschers ist somit der äußerste Punkt des positiven Rechtes; sie ist jene Setzung, die nicht verhandelbar, nicht von Menschen be- oder verurteilbar ist. In der politischen Theologie der Frühen Neuzeit kulminieren in der Person des Regenten zwei miteinander verwobene Körper: der natürliche und somit sterbliche Körper des Königs (body natural) einerseits, andererseits der institutionelle Körper der Königswürde (body politic) (Kantorowicz). Der Platz des Königs kann in diesem Denksystem nicht vakant bleiben. Was geschieht nun, wenn der natürliche Körper des Herrschers zerstört, getötet wird? In exemplarischen Texten (Andreas Gryphius: „Leo Armenius“, Shakespeare: „Macbeth“, „Julius Caesar“, „Richard III“ und Lope de Vega: „Las almenas de Toro“) wird deutlich, welche Gefahr für die Stabilität jeglicher gesellschaftlicher Ordnung von einem Angriff auf das Leben des Regenten ausgeht. Während theologische und politische Theorien normativ argumentieren und somit den Autoren je nach Gunst oder Missgunst der Herrschenden persönliche Kalamitäten bereiten können, kann die Literatur durch ihr Bekenntnis zur Fiktion verschiedene Positionen gegeneinanderführen und auf ihre Schlüssigkeit hin überprüfen. Die Darstellung kann die Regeln der Diskurse aufzeigen und die Legitimität von Herrschaft sowie deren Paradoxien hinterfragen. Wie funktioniert das Paradigma des Rechtes, „sterben zu machen und leben zu lassen“ (Foucault), auf den Souverän selbst angewandt? Dieses Recht ist auf die Selbstverteidigung des Königs oder des mit ihm in eins gesetzten Staates abgestellt. Kann damit umgekehrt auch der Extremfall der Ermordung des Souveräns legitimiert werden? Und welches politische Kalkül sichert dem Usurpator den Platz als Herrscher?



CV

Florian Baranyi studierte Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaften und Romanistik an der Universität Wien.

28 January 2013
  • Lecture
IFK
Florian Baranyi

VON BAD BOYS, VERSCHWÖRERN UND KÖNIGSLEICHEN. SHAKESPEARES REGIZIDE

In der Epoche der Frühen Neuzeit gilt Regentschaft als Zeichen göttlicher Gnade. Die Souveränität des Herrschers ist somit nicht verhandelbar, nicht von Menschen be- oder verurteilbar. Der Platz des Königs kann in diesem Denksystem nicht vakant bleiben. Was geschieht nun, wenn der natürliche Körper des Herrschers zerstört wird? In exemplarischen Texten Shakespeares geht Florian Baranyi der Frage nach, welche Gefahr für die Stabilität gesellschaftlicher Ordnung von einem Angriff auf das Leben des Regenten ausgeht. Und welches politische Kalkül dem Königsmörder den Platz als Herrscher sichert.

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