05 Mai 2011
  • Lecture
IFK

Am Rande der Fotografie. Der "mediale Outlaw" Fotogramm

Der kleine, raue Bruder der Fotografie, das Fotogramm, steht im Mittelpunkt von Katharina Steidls Vortrag. In vielen Werken der Fotogeschichtsschreibung wird dem Fotogramm eine eigene Medialität abgesprochen – Katharina Steidl wird sie entwickeln.



Freitag, 25. Jänner 1839. In der Bibliothek der Royal Institution in London findet anlässlich einer Sitzung eine der ersten Fotografieausstellungen statt. William Henry Fox Talbot präsentiert dabei eine Auswahl kameraloser Fotografien von flachen Objekten wie gepressten Blumen, Blättern oder Spitzenmustern, die er direkt auf die fotosensible Schicht legte, um unter Lichteinwirkung einen Abdruck derselben herzustellen. Damit war der Grundstein für eine Fotografie ohne Apparatur gelegt, die im 19. Jahrhundert durchgängig anzutreffen ist. Ein Blick in Handbücher zur Geschichte der Fotografie zeigt jedoch, dass dem Fotogramm neben seiner neuerlichen „Erfindung“ ab Beginn der künstlerischen Avantgarde nur der Platz in einer „Vorgeschichte“ der Fotografie zugestanden wird. Definitionen des Fotogramms als „Sonderform“ oder „medialer Outlaw“ bestätigen seine Marginalisierung. Katharina Steidl tritt dieser Meinung entgegen und entwirft im Zuge ihres Vortrags eine eigenständige Medialität des Fotogramms. Ausgehend von Talbot stellt sie fotogrammatische Beispiele des 19. Jahrhunderts vor, die nicht wie im Falle der Fotografie eine mimetische Repräsentation der Wirklichkeit sind, sondern faszinierende Bildwelten der Imagination und Einbildungskraft eröffnen. Bilder, die Steidl zwischen Kunst und Wissenschaft, Wahrheitsanspruch und Kreation, Sehsinn und Tastsinn lokalisiert.

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Ort: IFK