2023-06-05 10:01
Der Workshop wird zwischen dem 9. und 11. November 2023 in den Räumen der Katholischen Privatuniversität in Linz, Österreich stattfinden und wird in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Philosophie und für Kunst organisiert. Der Workshop richtet sich in erster Linie an Nachwuchswissenschaftlerinnen, die mittels dieses Calls gefunden werden sollen.
WIE ENTSTEHT ÜBERHAUPT NEUES?
In der Antwort auf diese Frage wurden der Kunst und der Wissenschaft gern diametral entgegen gesetzte Positionen zugewiesen: Wissenschaftliche Innovation wurde zumeist als Ergebnis gezielter, planbarer Forschung angesehen, künstlerische Neuerung hingegen als das Resultat einer geniehaften Eingebung. Der Blick auf wissenschaftliche und künstlerische Praktiken verrät, wie falsch beide Vorstellungen sind. Ebenso wenig wie ästhetische Formgestaltung aus dem Nichts entsteht, lassen sich wissenschaftliche Tatsachen durch deduktive Verfahren allein erreichen. Zwischen Kunst und Wissenschaft spannt sich vielmehr ein experimentelles Feld auf, in dem das Aleatorische, Serendipität, aber auch materielle Veranlassungen eine weit größere Rolle besitzen als gedacht.
Der Workshop fragt danach, welche Rolle medialen Auslösern bei der Verfertigung wissenschaftlicher wie ästhetischer Tatsachen zukommt. Mit medialen Auslösern sind sowohl die im Suchprozess teils zufällig entstehenden Ordnungen des Materials gemeint, deren spezifische Arrangements neue Problemlösungen suggerieren, aber auch das mediale Geschehen zwischen Aktiv und Passiv, wodurch sich die Suchenden etwas einfallen lassen, was sich bislang noch gar nicht denken ließ.
Dass dem Experimentieren mit Verfahren sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft eine derart signifikante Bedeutung zukommt, legt den Schluss nahe, dass sich in beiden Bereichen das gewünschte Ergebnis oft nur indirekt und nonintentional einstellt. Gelungene Kunstwerke lassen sich ebenso wenig wie Einsichten erzwingen: Bestenfalls lassen sich die Rahmen bedingungen dafür schaffen, dass die Wahrscheinlichkeit ihres Sich Ereignens steigt. Jede kreative Neugestaltung setzt voraus, dass es gelingt, die Dinge neu und anders zu sehen als bislang, doch das ist leichter gesagt als getan, verhindert doch gerade vielfach die aktive Suche danach, dass sich Einfälle bemerkbar machen. Der Workshop fragt nach dem Verhältnis von Suchen und Finden in kreativen Prozessen, von Linearität und Störung, Zweck und Absichtslosigkeit, aber auch danach, wie sehr der (ästhetische und wissenschaftliche) Geist nicht bereits in körperlichen und stofflichen Anordnungen liegt. Wie sehr sind begriffliche Synthesen lediglich Ausbuchstabierungen vorgängiger unbegrifflicher Synthesen im Material? Wie viele Ideen sind in Wirklichkeit zufallspflichtig? Was ergibt sich aus der Zusammenschau aleatorisch zustande gekommener Elemente? Inwieweit dürfen wir unsere Einfälle als unser eigen verbuchen und inwieweit sind sie vielmehr solches, was uns zufällt, oder gar über uns hereinbricht? Zwischen Aktiv und Passiv, Geist und Materie, explizitem und implizitem Wissen will der Workshop jenen medialen Auslösern Aufmerksamkeit schenken, ohne die es nicht zu den einschneidenden Wenden in unserer künstlerischen wie wissenschaft lichen Welterschließung gekommen wäre.
ENTWÜRFE ODER AUFRISSE IM RAHMEN VON 2.000–5.000 WÖRTERN BIS 5. JUNI 2023 A.MOSER@KU-LINZ.AT