Kalender

09
August
2020
-
15
August
2020
  • Sommerakademie
Magdas Hotel, Wien

IFK_Sommerakademie 2020, TRANSFORMATIONEN KULTURELLER UND GESELLSCHAFTLICHER MOBILITÄT

Wir leben in zunehmend mobilen Gesellschaften und Kulturen. Diese Mobilität wird häufig erzwungen. Nach den aktuellen UNHCR-Statistiken waren Ende 2018 etwa 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht vor kriegerischen Konflikten und politischer Verfolgung: 25,9 Millionen Geflüchtete, 41,3 Millionen Binnenvertriebene, 3,5 Millionen Asylsuchende. Rund 80 Prozent der Geflüchteten leben in den Nachbarländern ihrer Heimatstaaten. Im selben Jahr 2018 wurden nach Angaben der UNWTO über 1,4 Milliarden internationale Reiseankünfte gezählt; im Jahr 1950 waren es im Vergleich etwa 25 Millionen. Die erzielten Einnahmen aus dem globalen Tourismusgeschäft betrugen 2018 etwa 1.451 Milliarden US-Dollar. Auch der grenzüberschreitende Warenverkehr und der Außenhandel nehmen unentwegt zu: Wie oft essen wir Lebensmittel, die aus entfernten Ländern mit Flugzeugen in die Supermärkte transportiert wurden! Die außerordentlichen Steigerungen gesellschaftlicher und kultureller Mobilität führen allerdings auch zu wachsender Kritik. So forciert etwa die Wahrnehmung der sich beschleunigenden Klimakrisen eine Auseinandersetzung mit Auto- und Flugverkehr; seit 2017 hat sich der Neologismus „Flugscham“ in zahlreichen Sprachen verbreitet. Zeitgenössische Autoren und Autorinnen – wie Tomas Espedal, David Le Breton, Michèle Métail oder Rebecca Solnit – beschwören dagegen die schwindende Kunst des Gehens. Bei ihren Plädoyers für die Wanderlust wird allerdings allzu rasch vergessen, dass die Flucht aus unbewohnbaren Zonen oder vor Kriegen und Katastrophen ohnehin oft zu Fuß angetreten werden muss. Mobilität ist ein vielgestaltiges Phänomen, das nicht nur fast alle Lebensbereiche betrifft, sondern auch zahlreiche Disziplinen, die im neuen Forschungsfeld der „Mobility Studies“ kooperieren. Die Zusammensetzung der Faculty spiegelt diese Vielfalt: Sie vereint historische, anthropologische, geografische, sozialökologische, literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Perspektiven. Die IFK_Sommerakademie 2020 wird in Kooperation mit der jüngst eingerichteten Forschungsplattform Mobile Kulturen an der Universität Wien durchgeführt. Mit dieser Kooperation sollen möglichst viele NachwuchswissenschafterInnen angesprochen und zur Bewerbung eingeladen werden!    

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18
August
2019
-
24
August
2019
  • Sommerakademie
Jägermayrhof Linz

IFK_Sommerakademie 2019, HAPPY END – PROSPEKTE UND NARRATIONEN MÖGLICHER ZUKUNFT

Mit dem Happy End ist zumeist das gute Ende einer Geschichte gemeint. Doch ist ein „glückliches Ende“ wirklich immer ein gutes? Vor der derzeitigen Flut an dystopischen Entwürfen in Literatur, Film und Theater, aber auch in der Geschichte, Soziologie und Urbanistik lässt sich diese Frage neu stellen: Sind Happy Ends Reaktionen auf Szenarien der Ausnahme? Dienen sie zur Traumaverarbeitung, gerade vor dem Hintergrund von negativen Erfahrungen? Was verbindet sie mit den Wünschen für eine gute Beziehung, einen guten Arbeitsplatz oder auch dem guten Leben in einer Stadt? In welchen Sektoren sind sie am häufigsten zu finden? In welchen Genres, bei welchen Figuren, Motiven? Wie gehören Komik und Happy End zusammen? Können gute Enden auch offen sein? Schon Kaiser Joseph II. veranlasste, dass Stücke im Wiener Burgtheater keine traurigen Schlüsse mehr hatten, um sein Volk nicht in schlechte Stimmung zu versetzen. Selbst „Romeo und Julia“ oder „Hamlet“ wurden nicht verschont. Und heute? Während in der Öffentlichkeit durchaus diverse und oftmals ironische Antworten zirkulieren, favorisieren politische Strömungen mit populistischen und nationalistischen Entwürfen eine andere Tendenz, die das Happy End auf seine konservative Bedeutung reduziert: Der weiße Mann bekommt die Hausfrau seiner Träume und rettet nebenbei die Welt. Kurzum, was sagen uns geschichtsphilosophische, soziologische, kulturwissenschaftliche und künstlerische Zukunftsvisionen über die Lage der Gegenwart? Die IFK_Sommerakademie 2019 widmet sich in interdisziplinären Gesprächen den möglichen Happy Ends unserer Zeit. 

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19
August
2018
-
25
August
2018
  • Sommerakademie
Altmünster am Traunsee, Oberösterreich

IFK_Sommerakademie 2018, MODELLE DER ZUGEHÖRIGKEIT: FREUNDSCHAFT, VERWANDTSCHAFT, NETZWERK

Die Frage nach Zugehörigkeit und ihren Formen ist seit mehreren Jahren wieder aktuell. Sie wird verschärft durch politische Debatten um Nationalität, Sprache, Kultur und Religion, aber auch durch gesteigerte Mobilität, durch Medien und Digitalisierung, durch die Neuordnung von Verwandtschaftsbeziehungen und die Sehnsucht nach verlässlicher Freundschaft. Seit Beginn der Moderne werden genealogische Ordnungen relativiert und (um)gestaltet: Der Großfamilie folgte die Kleinfamilie, der Kleinfamilie die Patchworkfamilie. Seit wenigen Jahrzehnten haben darüber hinaus Genforschung, Reproduktionstechnologie oder die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften die Systeme der Verwandtschaft oder des Erbrechts neu definiert; zugleich werden Haus- und Lebensgemeinschaften signifikant erweitert: heute schon durch Heimtiere, zukünftig vielleicht auch durch Roboter. Die Transformationsprozesse der Vorstellungen von Zugehörigkeit spiegeln sich nicht zuletzt im Aufstieg nationalistischer oder gar rassistischer Propaganda. Mit dieser – leider ebenfalls aktuellen – Beobachtung verbindet sich die Frage nach der Geschichte des Nationalismus, Rassismus und der Zugehörigkeitskonstruktionen von Kulturen, Klassen oder Religionen. Wie kann man überhaupt zu einem Staat, einer Bevölkerung, einer Kultur oder einer Religion „gehören“? Und wie verträgt sich die Behauptung solcher Zugehörigkeiten mit der Entfaltung jener beispiellosen Mobilität, die gerade im Zuge der Modernisierung und Globalisierung – technisch (Verkehr, Medien), politisch (Flucht und Vertreibung, Welt- und Bürgerkriege) und ökonomisch (Arbeitsmigration) – erzwungen wird? Auf der IFK-Sommerakademie 2018 sollen die vielfältigen Perspektiven dieses Wandels von Zugehörigkeit in der Moderne bearbeitet und diskutiert werden, und zwar in folgenden fünf Sektionen:

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20
August
2017
-
26
August
2017
  • Sommerakademie
Altmünster am Traunsee, Oberösterreich

IFK_Akademie 2017, WIEDERKEHR DER GEFÜHLE?

Seit einer Reihe von Jahren wird ein „affective turn“ in den Kultur- und Sozialwissenschaften beobachtet. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit sind Affekte, Gefühle und Emotionen gerückt; ihr Einfluss auf Kulturen und Gesellschaften wird zunehmend schärfer reflektiert. Forschungsprojekte und Publikationen dazu provozieren Fragen nach den Gründen des neu entfachten Interesses an den Gefühlen. Ist es der Anbruch des digital age, eines Zeitalters sozialer Medien, globaler Verbreitung von Nachrichten und Bildern? Sind es politische und ökonomische Krisen, die auf Affekte wie Angst oder Wut bezogen werden können? Und warum tritt nach einer Zeit der Dominanz einer strukturalen oder statistisch fundierten Kulturanalyse und Historiografie das Interesse an Narrationen, an Quellen wie Tagebüchern, Fallgeschichten oder Biografien, in den Vordergrund? Das Spektrum der Fragen, die auf der IFK_Akademie 2017 diskutiert und verhandelt werden sollen, ist weit gefasst.

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21
August
2016
-
27
August
2016
  • Sommerakademie
Maria Taferl, Niederösterreich

IFK_Akademie 2016, HUNGER, ESSEN UND ASKESE

Am Anfang steht der Mangel. Zwar ist die Zahl der weltweit hungernden Menschen seit der Jahrtausendwende signifikant gesunken. Doch nennt der aktuelle Welthunger-Bericht von 2015 immer noch eine Zahl von 795 Millionen Hungernden; nahezu die Hälfte aller Sterbefälle von Kindern unter fünf Jahren kann in den betroffenen Ländern auf Unterernährung zurückgeführt werden. Essen ist die soziale Praxis schlechthin: Sobald wir essen, bilden wir eine Art von Gemeinschaft, die sich bestimmten Regeln und Ritualen unterwirft. Das Ideal der Tischgemeinschaft – vom platonischen Symposion bis zum christlichen Abendmahl – ist oft genug als politisches Sinnbild des Friedens und der politischen Integration zitiert worden. Seit der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Fleischproduktion in der Moderne ist uns das Essen freilich immer unheimlicher geworden: Unstrittig ist nicht nur die Grausamkeit zeitgenössischer Massentierhaltung oder die gesundheitspolitische Bedenklichkeit des massenhaften Einsatzes von Antibiotika oder Pestiziden, sondern auch der eminente Beitrag unserer Formen der Viehzucht zur Emission von Treibhausgasen und zum Klimawandel. Müssen wir anders essen lernen?

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23
August
2015
-
29
August
2015
  • Sommerakademie
Maria Taferl, Niederösterreich

IFK_Akademie 2015, DIE REGELN DES SPIELS

Spiel gehört zu den elementaren Kulturtechniken des Menschen: Keine Kindheit ist ohne Spiele, keine Gesellschaft denkbar ohne sie. Spiel ist ebenso Gegenentwurf wie Teil der Wirklichkeit, es erscheint als Ursprung aller Kultur, wie es Johan Huizinga in seinem „Homo ludens“ betrachtet, und zugleich als ihr Produkt; Spiel kann als Gegensatz zu Arbeit betrachtet werden, wie umgekehrt – im Wiederholungsmoment der mechanisch anmutenden Bewegung des Spielers – als „Nachbild unfreier Arbeit“ (Adorno). Zugleich ist Spiel im Zeichen von Computerspiel und Gamification, von Glücks- und Sportspielkulturen der ökonomisch bedeutendste Global Player der Kultur- und Bewusstseinsindustrie der Gegenwart. Die Matrix eines Spiels bietet sowohl Geregeltes als auch Zufälliges, Spontanes und Ephemeres, Spiel ist ein Raum des Unbestimmten, des Möglichen, der Begegnung und – nicht zuletzt – des Zeitvertreibs im Wortsinn. Obwohl Spiel im Moment des Spielens die Imagination von Gleichheit schafft, sind Spielräume nicht zuletzt auch Zonen sozialer und kultureller Verteilungskämpfe: Wer darf mitspielen, wer nicht? Wer macht die Regeln des Spiels? 

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24
August
2014
-
30
August
2014
  • Sommerakademie
Maria Taferl, Niederösterreich

IFK_Akademie 2014, ÜBERSETZUNG ALS KULTURTECHNIK

Der Begriff „kulturelle Übersetzung“ wurde ursprünglich in der Anthropologie geprägt, um zu beschreiben, was bei der Begegnung von Kulturen passiert. Inzwischen untersuchen verschiedene Fachdisziplinen Techniken der Übersetzung in ihrem eigenen Gebiet. „Wenn die Vergangenheit ein fremdes Land ist, dann ist selbst der einsprachigste Historiker ein Übersetzer“, bemerkte Peter Burke, als er die Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit untersuchte. Im Verstehen von Phänomenen der eigenen Kultur kann man den Transfer entdecken, der Praktiken anderer Menschen in unseren eigenen Erfahrungs- und Wortschatz verwandelt. Und da die Fachsprachen z. B. der Philosophie, Juristerei, Medizin, Physik, Genforschung oder zuweilen auch der Medienwissenschaft sich weit vom Alltagssprachgebrauch entfernt haben, bedarf es sachkundiger und sprachgewandter WissenschaftsjournalistInnen, um eine Verständigung über Fachgrenzen hinweg zu ermöglichen. In den einzelnen Sektionen der IFK_Akademie sollen NachwuchswissenschafterInnen fünf verschiedene Formen von Übersetzung untersuchen.

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